Bezirksverband der Kleingärtner Berlin-Hohenschönhausen e. V.
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Verfasst am 14.10.2020 um 13:06 Uhr

Bepflanzung der Randstreifen am Gartenzaun - Für und Wider 

Eine Visitenkarte des Kleingärtners    

Der Randstreifen: Blühend oder ratzekahl? Foto: B. Rothhaar.


Bevor wir in unseren Garten kommen, pflücken wir noch etwas wildwachsenden Portulak vor den Gärten in der Nachbarkolonie, den wir als Salat essen. Das geht aber nur von Montag bis Freitag, denn am Wochenende wird fast immer der Randstreifen der Wege umgepflügt und gründlich gejätet.


Auch in unserem Verein gibt es Gärtner, die ihre Randstreifen frei von aller Botanik halten. Einer dieser Streifen ist abschüssig und jeder stärkere Regenguss erzeugt eine Schlammlawine, die später als staubiger Hügel liegenbleibt. Deshalb moniert unser Vorsitzender Norbert Onken seit Jahren die Intensivpflege der Randstreifen – allerdings bestenfalls mit vorübergehendem Erfolg.


Doch was ist der Grund, dass man, oft mit hohem Aufwand, diese Streifen vegetationsfrei hält? In vielen Vereinen gibt es klare Regelungen für die Wegepflege. So wird beispielsweise bestimmt, dass von den Hauptwegen die herauswachsenden Pflanzen zu entfernen seien.


Aber unsere Spaziergänge durch viele Laubenkolonien machten deutlich, dass jeder Kleingärtner mit diesen Randstreifen anders umgeht. Ihre Gestaltung ist offenbar die Visitenkarte des jeweiligen Kleingartens, da dabei deutlich wird, wie man mit der Natur ganz allgemein umgeht. Wir haben deshalb in zahlreichen Kolonien intensive Gespräche geführt, um die unterschiedlichen Einstellungen der Gartenfreunde zu verstehen. Dabei bildeten sich vor allem zwei Gruppen heraus.


Für und Wider

Das sind zum einen die Befürworter bepflanzter Randstreifen, die folgendes sagen: „Wir haben einen sehr langen Seitenstreifen. Früher haben wir immer zwei Stunden an jedem Wochenende gebraucht, um ihn unkrautfrei zu halten. Das wurde uns zu viel. Jetzt haben wir ihn mit Fetter Henne bepflanzt, was auch gut für die Bienen ist.“ Oder eine andere Stimme: „Unseren Randstreifen haben wir mit Bodendeckern bepflanzt, sie geben dem Boden Halt, und damit auch den Gehwegplatten. So macht es insgesamt weniger Arbeit, und es sieht auch viel besser aus.“


Doch es gibt auch gegenteilige Ansichten von Kleingärtnern, die den sorgsam gejäteten Seitenstreifen befürworten. Da hört man Meinungen wie diese: „Die Wege müssen frei bleiben und das Unkraut muss man ausreißen. Sonst wuchert es überall und kommt auch in den Garten. Es muss schließlich ordentlich aussehen. Was sollen sonst die Nachbarn denken?“ Oder es heißt zur Begründung: „Man muss den Seitenstreifen von allem freihalten, weil dort die Hunde hinmachen, sonst sieht man das nicht, und der Hunde-Urin verbrennt auch alle Pflanzen.“


Dann gibt es aber auch die Kleingärtner, die unsicher sind und sich nicht trauen. So sagte uns eine Gartenfreundin: „Ich glaube, es gibt die Regel, dass alles vor dem Zaun wegmuss. Ich fände es aber schön, wenn wir die Wege bepflanzen dürften.“


In den Vereinen diskutieren

Deshalb würden wir gern in den Vereinen eine Diskussion darüber anregen, wie man die Seitenstreifen pflegt. Wir stellen uns anregende Gespräche vor, bei denen man auch darüber spricht, warum man das Bedürfnis hat, jede Woche die Erde umzugraben und zu harken. Oder aber das Bedürfnis, dass auch vor den Gärten die Natur lebt und blüht.


Bärbel Rothhaar und Dr. Wolfgang Krüger

Kolonie Habsburg-Gaußstraße



Dieser Artikel ist in der Oktober-Ausgabe 2020 der Verbandszeitschrift "Berliner Gartenfreund" erschienen (Seite 10/26) und mit freundlicher Genehmigung der Autoren  auch hier.